Immer nach Westen

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Late august on the grimsel, 8am awaiting two amazing days of flying: Rolf von Arx left, myself right and behind cam Urs Haari.

Ich baue den letzten Flug, einer von vielen in den letzten Wochen, im Wallis auf dem Bildschirm auf. Mann, hat dieser Flugtag in unseren Reihen gewütet! 22. August. Oft hat uns der Talwind dieses Jahr verschont, aber nicht an diesem Samstag. Ich hab nicht allzu gut gepunktet, aber wenn ich sehe, wo und wie so viele Freunde den Flug beendeten, früher als erhofft die meisten, dann kann ich mich glücklich schätzen und das tue ich auch.
Unter diesem Gesichtspunkt, dem Auf- und Ab dieses Tages, fällt mir ein Vergleich ein, wenn ich so auf die Karte schaue, wo der 22. August jetzt auf dem Bildschirm läuft.

Ein ganz normaler Tag in der Kletterhalle. Es herrscht Hochbetrieb. Nebeneinander klimpern zehn Seile mit den Sicherungskarabinern, zehn Seile in allen Farben. Da! Da scheppert es. Das dritte Seil von links, das hellblaue, holpert und klappert entlang der Karabinerreihe höher, der Kletterer hängt einen Sicherungspunkt ein. Währenddessen gleiten ein grünes und ein dunkelblaues Seil nebenan leise höher, an ihrer Spitze bewegen sich die Kletterer von Griff zu Griff hinauf, von Tritt zu Tritt dem Ausstieg entgegen.
Seltsam, wie sich der Flug von zehn Menschen mit dem Gleitschirm über dem Hochgebirge reduzieren lässt auf einen solchen Vergleich. Natürlich geht das nicht, was für Unterschiede gibt es da! Doch der Vergleich mit dem Klettergarten wirft ein schönes Licht auf diese Tatsache: Wir sehen hier zehn Menschen, die sich gemeinsam an einer Aufgabe versuchen. Frank ist nicht Werni, Kurt ist nicht Urs. Jeder hat seinen Erfahrungsschatz mit der Route, die er versucht, jeder hat seine Fähigkeiten, seine Fertigkeiten, seine Irrtümer und Ängste, seine Anzahl Übungsstunden, die sein Vorwärtsstreben begünstigen und behindern.
“Runterlassen!” Frank gibt das Kommando an seinen Partner am Boden. Frank hat den Karabiner Albinen eingehängt. Jetzt schüttelt er die Hände, weiss vom Magnesiumstaub, neben den Hüften aus. Er sitzt im Gurt und der Boden kommt näher. Frank hat seine Route gemacht, er ist zufrieden. Neben Frank klimpern die Seile der Kameraden weiter. Urs klettert frei hinunter zur Lenk. Kudi und Rolf haben sowas von einem Lauf und fliegen und fliegen… Ein schönes Bild! Ich poste hier drei, vier Bilder aus dem Mittelwallis, Situationen, die entscheidend waren, wie der Tag für jeden der Flieger weiter verlief.

 

1

Schauen wir die erste Karte an: Seit rund drei Stunden sind diese zehn Piloten unterwegs, gestartet in Fiesch, gewendet an der Grimsel, alle fast an der selben Stelle. Und noch immer fliegen sie Flügel an Flügel an der Spitze. Es sind sogar noch einige mehr, als hier abgebildet: Toni Brügger, Michael Witschi, Andreas Nyffenegger und andere mehr. Urs hält sich in den Hochleistern ganz vorne, der unglaubliche Frühstarter Toni Brügger hat seine 20 km Vorsprung auf Urs eingebüsst und jetzt kreist er mit Urs im gleichen Schlauch. Ich bin in einer Gruppe unterwegs, aber meine Bewegungen gefallen mir nicht.

Ich habe den Rückstand, den ich mir schon vor drei Stunden eingehandelt habe, aufgeholt. Aber das hat mich in einen Zustand versetzt, der mir nicht gefällt. Ich bin nervös, unruhig, habe die Übersicht noch nicht gewonnen, wie hier vorzugehen ist, die Leesituation an diesen Bergen schürt meine Unruhe. Wieder fliege ich tiefer ab als die andern. Ob das gutgeht?

 

2

Vor dem Lötschental hat das Lee die Karten gemischt. Kudi und Rolf gewannen als erste unserer Gruppe Abflughöhe und folgten Urs. Urs konnte mit 3000 Metern nach der Talquerung Thermik suchen gehen. Kudi flog mit schlafwandlerischer Sicherheit 200 Meter tiefer als Urs in einen Lee-Bart und liess ihn nicht mehr los, Rolf gelang das gleiche Kunststück.
Und dann kamen wir andere… Eine Katastrophe. Der Talwind liess unsere Schläuche platzen wie Luftballons. Drei, vier Versuche waren nötig, um die Höhe zu erreichen, mit der die Vorflieger eingesegelt waren. Beni Friedli kann sich als erster aus dem Tumult lösen, ich nehme den Blinden und folge dem Gelände geradewegs Richtung harte Züge im Luv und Lee, bekannt seit Jahren, aber ich bin grad in der Stimmung für sowas. Frank hat bereits am Lötschental die harte Linie gewählt. So sieht es aus.

 

3

Urs auf der Oberlandroute – sieht nicht sehr gut aus. Kudi versteckt sich in der Ostwand nach Leukerbad vor dem Lee, Rolf mit sicherer Höhe sucht das Luv der Varneralp. Beni und Christoph überfliegen den Talwind Richtung Torrent. Thomas Kessler hat ebenfalls das Lee ausgesessen und ist wieder auf Höhe. Thomas Kämpfer sucht das Heil in der gleichen Art und Weise, hat aber am meisten Geduld beweisen müssen.
Frank hat die harten Schläge im 2000m Bereich eingesteckt und fünfhundert Meter gewonnen. Wir haben exakt die gleiche Höhe, er und ich, das gleiche Steigen, nur sind wir zwei-, dreihundert Meter voneinander entfernt – er vorne. Er versucht es mit voller Wucht gegen den Talwind. Ich nehme noch etwas Lee mit und hoffe, das bringt mich auch endlich nach Leukerbad.
Werni hat gewendet.

 

4

Frank hat das Luv bei Albinen vergeblich nach Steigen abgesucht und fliegt zurück nach Fiesch. Ich bin beeindruckt von seinem effizienten Fliegen heute. Kessler/Kämpfer haben mich überholt. Thomas Kämpfer fehlt jedoch die Höhe, um die hohe Linie hinter Crans-Montana zu fliegen. Mir auch. Beni und Christoph lösen stilvoll das Talwindproblem von Leukerbad. Auch sie werden weiterfliegen können. Kudi und Rolf im Streckenrausch. Urs gleitet in die Heimat seiner Kindheit…
Das Ende ist vorgezeichnet: Kämpfer und Mäder verlieren weiter Zeit auf einem Einkaufsbummel in den Strassen von Crans. Thomas gibt noch nicht auf und holt zu weit aus, um Fiesch zu erreichen. Ich probiere gleich Chandolin/Chippis muss mit 1800 Metern zurückfliegen und einen Low-Level-Act hinlegen, um heimzukommen – was mir nicht wenig Freude macht.
Kudi, Rolf, Beni, Thomas Kessler und Christoph ernten die Früchte ihrer umsichtigen Flugweise und kommen spät (Thomas fast) zurück zum Start.
Danke Freunde für den Tag – im Klettergarten Fiesch.