Alle Jahre wieder
Jedes Jahr findet, sobald die Streckenflugsaison vorbei ist und das Leben eines XC-Süchtigen wieder in ruhigeren Bahnen verläuft, das jährliche Meeting des NOVA Pilots Team statt. Dieses Mal auf dem Köckenhof, ein gemütlicher Bergbauernhof im Alpbachtal, der Gruppenunterkunft anbietet, und von einer überaus herzlichen Chefin betrieben wird, von Martina.
Da der 3. Oktober in Deutschland Feiertag ist, haben vor allem die Deutschen dieses Jahr beschlossen, den Donnerstag als optionalen Zusatztag zu nutzen. Aber der Wetterbericht prognostiziert irgendwas zwischen „mit viel Glück vielleicht einen Abgleiter machen“ und „man kann ohne Angst schon mittags das erste Bier aufmachen“. So kommt es, dass die „Piefkes“ den Feiertag lieber zu Hause verbringen und Familien- und Beziehungspluspunkte sammeln, und nur ein paar von weither anreisenden Piloten eintreffen: Guro und ihr Mann Kristian aus Norwegen, Yvette als Nachwuchspilotin aus den USA.
Also drehen wir am Freitag mit kleiner Besetzung wir eine Runde zu Fuß auf dem Gratrücken zwischen Wiedersberger Horn und Hamberg. Nicht so schön wie fliegen, aber Spaß macht es auch. Ein paar zarte Schneeflöckchen tanzen im Wind. Die Schirme haben wir dabei, aber sie bleiben in der Bergstation.
Am Freitagnachmittag füllt sich dann der Köckenhof. Was würden 80 Gleitschirmbegeisterte, die aus aller Welt zusammenkommen, am liebsten tun? Fliegen natürlich. Nachdem gestern nichts ging, lässt das Wetter auch am Samstag nicht den kleinsten Abgleiter zu. Also, was machen? Das genaue Gegenteil von Fliegen! Tief in die Erde hineinfahren. Eine ziemlich gute Idee. Im Dorf Schwaz im Inntal wurde über Jahrhunderte Silber unter Tage abgebaut. Im Mittelalter war Schwaz die größte Stadt Österreichs! Die Ausmaße des Bergbaus sind schier unfassbar. Bis zu 12.000 Menschen arbeiteten täglich in den Stollen, die eine Gesamtlänge von 500 Kilometern erreichten. Im 20. Jahrhundert wurde das Werk geschlossen, aber kann man in das Stollennetz hineinfahren und die Abbau-Einrichtungen besichtigen.
So toll das Erlebnis auch war, sich mal völlig anti-fliegerisch zu betätigen, so interessant wird dann der Besuch im Hauptsitz von NOVA in Terfens. Hier brüten die Schirm- und Gurtzeugkonstrukteure über ihren Plänen, rechnen sich die Rechner bei Strömungssimulationen heiß, werden die Prototypen aus der Fertigung in Ungarn angeliefert, gehen die Test-Piloten mit den Protos ein und aus, wird verkauft, gekauft, Marketing betrieben usw. Kurz: hier schlägt das Herz des Gleitschirmherstellers unserer Wahl.
Jeder Team-Pilot beschafft sich ganz nach seinem Gusto aus allererster Hand seine Informationen – von neuen Schirmprojekten, von denen wir bei Androhung der Todesstrafe durch Captain Till niemandem etwas erzählen dürfen bis hin zum leichtesten Hike & Fly-Schirm. Und es macht auch Spaß, einfach in den Räumen herumschnüffeln und die NOVA-ianer an ihren Arbeitsplätzen zu erleben.
Zurück in unserem Köckenhof setzen wir uns für die erste Runde im Plenum zusammen. Captain Till gibt den Conferencier und führt durch den Abend: Informationen über die Marke, ein Rückblick auf die letzte Saison, die Vision des NOVA Pilots Team – der legendäre Brain Wash.
Pause mit Abendessen: Wiener Schnitzel mit Fleisch aus eigener Schlachtung und Kaiserschmarrn. Lecker.
Und dann wird’s kritisch: Nachdem am Nachmittag schon eine gewisse Feierlaune eingesetzt hat und technische Problem in der Küche bei der Zubereitung des Kaiserschmarrns für eine lange Unterbrechung sorgten, zweifeln die NOVA-Bosse, ob man uns noch zu einer Fortsetzung der Präsentation würde bewegen können. Die Tempomacher in Sachen «Party» sind bereits mächtig in Fahrt (Namen wollen wir lieber nicht nennen).
Aber irgendwie peitschen sie uns doch wieder in den Meeting-Raum. Ein herzlich-fröhliches Highlight sorgt für einen starken Anstieg der Aufmerksamkeit: Wolfi Lechner, Gründer und Mitinhaber von NOVA und jetzt Altersteilzeitler wurde bereits im Januar 60 Jahre alt. Richtig gefeiert hat er diesen Geburtstag noch nicht, jedenfalls nicht mit uns, und das holen wir jetzt angemessen nach. Wolfi ist ein unglaublicher feiner Kerl und hat Großes geleistet. Das lassen wir ihn jetzt spüren lassen: Wir Team Piloten haben einen großen Überraschungs-Geschenkkorb für ihn zusammengestellt. We love you, Wolfi!
Danach folgt die Ehrung für die «Pilots of the Year». An Kandidaten mangelte es nicht, zu viele Piloten sind zu gut geflogen. Die Gewinner 2019 sind:
- Hermann Klein (GER, MENTOR 6) bekam den Titel nicht nur für tolle Flüge, sondern auch für sein herausragendes Engagement als Organisator der NOVA XC Team Challenge.
- Chris Feichtl (AUT, MENTOR 6) flog in seinem erst dritten Fliegerjahr in der weltweiten Standardklasse-Gesamtwertung auf Platz 3.
- Johannes Jakobi (GER, MENTOR 5 und 6) rockte das deutsche Flachland und heizte der Konkurrenz auf CCC und EN D-Schirmen mächtig ein.
- Uli und Stefan Lauth (GER) wurden als Co-Pilotin/Pilot zu Pilots of the Year. Ihr gewaltiges FAI-Dreieck von 232 km mit dem BION 2 brachte ihnen den Weltrekord ein.
- Und Victor «Pope» Salinas flog mit seinem MENTOR 5 ein grandiose Saison in Chile. Er gewann nicht nur den nationale Streckenflugmeisterschaft in der Gesamtwertung (alle Klassen). Es gab in ganz Nord- Mittel- und Südamerika keinen anderen Standardklasse-Piloten, der mehr Punkte erzielte.
Die «Pipo-Show» beendet den offiziellen Teil: Konstruktionsleiter Philipp Medicus stellt uns die aktuellen Schirm-Projekte vor. Luis Depping berichtet von seiner Arbeit an den Gurtzeugen. Danach werden wir alle «geblitzdingst» (Men in Black), damit diese Informationen vertraulich bleiben. Zu dieser Geheimhaltung trägt dann auch der weitere feuchtfröhliche Verlauf des Abends bei…
Für den Sonntag hat NOVA noch diverse Workshops als Option vorgesehen. Doch der letzte Abend hat Spuren hinterlassen… Wir brechen lieber zeitig die Zelte ab, viele von uns haben eine lange Fahrt vor sich.
Ich glaube, ich spreche im Namen aller Team Piloten, wenn ich sage: Gewaltigen Dank an alle, die sich engagiert haben, für das Lachen, das Bier, das Miteinander, das Vertrauen, die ebenso herzliche wie grenzenlose Bewirtung und Gastfreundschaft – oder einfach, dass es das NPT überhaupt gibt! Ich freue mich jetzt schon auf die nächste Saison und das nächste Team Meeting.
Hugs to everybody, see you next year!
Roli Mäder
Vera Polaschegg
Nov 4, 2019 -
Genau SO war es, danke Roli!
Till Gottbrath
Nov 5, 2019 -
Love it – every single time i meet this gang or any of the pilots!
Stefan Lauth
Nov 6, 2019 -
Danke Dir Roli für den lebendigen Bericht….fühlte sich beim lesen an als ob ich’s gerade nochmal erlebe!