Wie so viele Gleitschirmpiloten kam auch ich im März 2022 in den Genuss großartiger Streckenflugtage und möchte Euch hier über drei wunderbare XC-Flüge in meiner Heimat in Südtirol erzählen. Am Ende findet ihr noch ein paar Worte zum XENON (es ist mein erster Zweileiner).
Es ist der Mittwoch, der 23. März, als mir während der Arbeit bewusst wird, was für tolle Streckenflugtage auf mich warten. Flink zum Chef gerannt und um Urlaub angesucht. Er meint es gut mit mir und gibt mir kurzfristig für Donnerstag und Freitag frei. Das Abenteuer kann beginnen.
Tag 1: Spät, trotzdem glücklich
Am Donnerstag starte ich mit einem Vereinskollegen zum Speikboden – leider mit etwas Verspätung. Als wir an der Talstation in die Bergbahn einsteigen, haben alte XC-Profis wie Kurt Eder, Hubert Wegleiter und Co. schon die ersten Thermiken hochgedreht. Bei uns entsteht ein gewisser Druck, schnell zum Startplatz zu kommen und uns auch rauszuhauen. Oben angekommen ruckzuck alles fertig gemacht und los geht‘s auf Kilometerjagd. Über das Windeck und dann eher vorne entlang zum Gitschberg bis nach Sterzing, wo mir die ersten Piloten schon wieder aus dem Ridnauntal entgegenkommen. Ich quere auch über Sterzing, finde früh am Rosskopf Anschluss und drehe kurz vor dem Becherhaus um. Mit Windunterstützung läuft der Rückweg wie geschmiert. Auf dem zweiten Schenkel fliege ich einen Schnitt von 27,68 km/h. Als ich nach knapp sechs Stunden und 136 km überglücklich in Sand in Taufers lande, ist mein Ärger über den späten Start im wahrsten Sinne des Wortes verflogen – schon seit langem. Ich bin glücklich und zufrieden.
https://www.xcontest.org/world/en/flights/detail:KlausDeporta/24.03.2022/10:35
Tag 2: Neuer persönlicher Höhenrekord – 4734 Meter
Am Freitag muss ich in der Früh noch ein paar Sachen erledigen und kann erst später losziehen. Daher fahre ich zum Gitschberg, der liegt näher zu meiner Heimat Brixen. Als ich gegen elf Uhr am Startplatz stehe, kommen bereits die ersten Streckenpiloten vom Speikboden her mit extremer Höhe angeflogen. Ein gutes Zeichen, auch zu starten und gleich hinterher zu fliegen. Es trägt richtig gut und mein Gefühl hat mich nicht getrogen: es geht hoch hinauf heute, sehr hoch. Ich kann im Ridnauntal locker sehr weit hinten reinfliegen und wende erst zwischen dem Wilden Freiger und dem Zuckerhütl. Auf dem zweiten Schenkel stelle ich im Bart an der Rensenspitze über dem Jochtal 4734 Metern einen neuen persönlichen Höhenrekord auf. Wahnsinn! Weiter geht es über meinen Hausberg, die Plose, zu den Geisler-Spitzen, wo ich den zweiten Wendepunkt setze. Ich fliege jetzt nach Nordosten über den Kronplatz bis zum Anfang des Antholzer Tals zum dritten Wendepunkt. Als ich nach knapp sieben Stunden Flugzeit unterhalb des Gitschberg das Dreieck zumache und in Meransen lande, habe ich ein flaches Dreieck von 151 km im Gepäck.
https://www.xcontest.org/world/en/flights/detail:KlausDeporta/25.03.2022/10:50
Tag 3: Mal was Anderes und mal ein FAI
Am Samstagmorgen merke ich schon ein gewisse Erschöpfung von den Vortagen, aber die Wettervorhersage ist einfach super. Mit ein paar Vereinskollegen geht‘s wieder zum Speikboden und von dort auf üblichen Route Richtung Becherhaus. Es läuft wie am Schnürchen, ich finde überall Anschluss, habe jederzeit eine sichere Höhe und auch beide Querungen über Sterzing laufen easy. Anstatt auf dem zweiten Schenkel weiter Richtung Lüsener Alm zu fliegen, möchte ich heute mal was Neues ausprobieren und quere von der Plattspitze aus in der Nähe von Franzensfeste das Eisacktal nach Südwesten in die Sarntaler Alpen. Über die Karspitze und die Lorenzispitze fliege ich zum südlichen Wendepunkt über der Villanderer Alm. Zurück zum Speikboden hilft mir der Südwind. Nach sieben Stunden Flugzeit und einem 136 km FAI-Dreieck lande ich in Sand in Täufers. Die Fliegerfreunde warten schon mit einen Landebier auf mich. Wie das zischt!
https://www.xcontest.org/world/en/flights/detail:KlausDeporta/26.03.2022/09:51
Fazit: richtig geile Streckenflugtage, tolle Erlebnisse, schöne Begegnungen und neue persönliche Bestleistungen.
Ein paar Worte zum XENON
Außerdem möchte ich noch ein paar Worte zu meinen Schirm verlieren: Ich fliege den XENON heuer die erste Saison und es ist mein erster Zweileiner. Ich fühle mich unter dem Schirm auch bei sehr anspruchsvollen, thermisch starken Tagen sauwohl. Aus meiner Perspektive ist es ein sehr gelungenen Wohlfühl-Streckenschirm für seine Klasse. Ich bereue keinen Augenblick, dass ich den großen Klassensprung von einem High-B Schirm (MENTOR 5) auf einen EN-D 2-Leiner gewagt habe. Mittlerweile habe ich 45 Flugstunden auf dem XENON fühlt mich mit dem Schirm nie überfordert. Das muss natürlich nicht für jeden gelten, aber ich fühle mich damit richtig wohl.
Wünsche allen tolle Flüge, sichere Landungen und so schöne Glücksgefhle, wie ich sie im März erleben durfte.
Klaus
NOVA Team Pilot aus Brixen