Seit November jagt der Schweizer in Australien die 400 Kilometermarke. Es hat sie zwar noch nicht erreicht, aber er überbot den von ihm selbst gehaltenen australischen Rekord: mit seinem FACTOR 2 flog er am 24. November 2013 mit einem Schnitt von 44,34 km/h 375,26 km freie Strecke. Mit drei weiteren 300+ km-Flügen und zwei Zweihundertern führt derzeit die weltweite Wertung in der Sportklasse des XContest.org an und liegt in der offenen sowie Serienkasse jeweils auf Rang 2.
Glückwunsch zu deinen Hammerflügen, Sebastian. Erzähl uns kurz von Deinem Rekordflug. Ging es einfach?
Kaum angekommen in Deniliquin sah das Wetter auch schon super aus, guter Wind mit schönen Cumuluswölkchen. Ich war etwas unvorbereitet und vergaß mein Telefon zuhause. Zum Glück lieh mir Ron seins. Auch mein Windenschlepp-Wissen war etwas eingerostet, so brauchte ich drei Schlepps bis ich auf Strecke gehen konnte. Doch von da an lief es wie am Schnürchen: perfekte Wolken wiesen mir den Weg und ich beschleunigte maximal um den etwas schwachen Wind zu kompensieren. Um die 200 km wurde es mal kurz kritisch, ich überflog alle möglichen Ablösepunkte, Wald, Hügel und dunkle Felder, aber komischerweise fand ich den Schlauch erst 190 Meter über Grund inmitten eines großen Weizenfeldes. Manchmal braucht es auch ein bisschen Glück. Um 18 Uhr neigte sich der Tag dem Ende zu und ich zog die Handbremse an, Ich konnte noch einmal Basis machen, die übrigens im laufe des Tages von 1100 auf 2700 Meter anstieg. Ich nahm alles Steigen mit, was ich finden konnte und landete während des Sonnenuntergangs. Ich realisierte erst am Boden das ich meinen alten Rekord gebrochen hatte. Nach drei Stunden Fußmarsch erreichte ich Forbes und traf jemanden der mich auf direktem Weg zurück nach Deniliquin mitnahm!!
Welche Steigwerte hattest Du bei Deinen weitern Flügen? Welche Basishöhen?
An guten Tagen 3 bis 4 m/s manchmal gibt’s auch 6+ m/s. Oft fliege ich zu Beginn und am Ende recht konservativ und nehme alles mit, was besser als 1m/s steigt. Die Basis wird meist von der Bodentemperatur diktiert. Wenn es am Boden über 40°C warm wird, kann die Basis bis zu 4000 Meter betragen. Der Grund liegt nur auf nur 90 Meter!
Bei einem anderen Dreihunderter erreichtest Du einen Schnitt von 52,23 km/h. Das spricht für hohe Windgeschwindigkeiten? Ist das nicht gefährlich?
Die Landschaft rund um Deniliquin ist extrem flach, es gibt sehr wenige Hindernisse wie Hügel oder Wälder. Dies ermöglicht es, mit recht geringem Risiko auch bei hohen Windgeschwindigkeiten zu fliegen.
Wie sind die Verhältnisse in diesem Südsommer in Australien?
Bis jetzt war’s recht gut, windig und viele Kaltfronten die Instabilität bringen. Nur wenige Piloten fliegen hier. Wir sammeln immer noch Erfahrungen, um zu sehen welche Wetterlagen das beste XC Potential bergen.
In Quixada gibt es am Startplatz Warteschlangen. Warum gehen alle nach Brasilien und vergessen Australien?
Die Infrastruktur ist sicher ein Problem, in Quixada gibt es Anbieter die ein Komplettpaket anbieten, inkl. Rückholung. Hier in Australien verdanke ich vieles guten Freunden. Ron McKenzie schleppt mich und offeriert mir ein Zuhause, die Rückreise bewältige ich meist per Anhalter. Das ist nicht jedermanns Sache.
Danke für das Interview und weiter viel Erfolg für das Ziel 400.
War mir ein Vergnügen.
Sebastian Benz’ Flüge: http://www.xcontest.org/world/de/piloten/detail:osimo
XContest Sportklasse: http://www.xcontest.org/world/de/ranking-pg-sport/